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T VBB  INTERN
                                                                                                TVBB INTERN
        Namhaftes Mitglied bei Break’90 ist der im Kiez
        wohnende Star-Mime  Tom Schilling (z.B. Oh
        Boy, Werk ohne Autor, Fabian oder Der Gang
        vor die Hunde), der seinen Verein als „ungla-
        mourösesten Tennis-Club der Welt“ preist.
        Im Frühjahr 2021 aber geriet dieser Club in zu-
        vor ungeahnte Nöte, die ihn zwangen eben je-
        ne zu artikulieren und auf ihre  Veränderung
        bzw. Abstellung zu drängen. Nachlesen kann
        man das auf der Website des Vereins https://
        break90.org. Dort war am 20. April 2021 ein Hil-
        feschrei unter der Überschrift „Nur 3 Plätze!“
        formuliert. Darin hieß es:
        „Seit 30 Jahren nutzen wir die Plätze im Jahn-
        Sportpark. Jetzt  hat  uns  die  Verwaltung des
        Sportparks mit einem Nutzungsbescheid für
        nur drei Plätze überrascht. Als Begründung
        dient eine hohe Nachfrage von Schulen nach
        Sportmöglichkeiten und Baumaßnahmen an
        anderen Sportstätten. Das ist nicht nachvoll-
        ziehbar“, konstatierte der Vorstand und kündig-
        te an, dagegen „mit allen Mitteln in die Offen-
        sive zu gehen“. 400 Mitglieder, davon fast 100
        Kinder, sowie 12 aktive Mannschaften im Spiel-
        betrieb – mit nur drei Plätzen könne das nicht
        funktionieren.
        Konstruktive Gespräche
        Am 7. Juli 2021 stellte der Vorstand um den 1.
        Vorsitzenden Michael Walser, die 2. Vorsitzende
        Kerstin Schultheiß und Sportwart Udo Mühl-
        bauer ein Update zu den Verhandlungen mit
        der  Verwaltung des Jahnsportparks (und da-  Wenn nicht mehr alle Plätze genutzt werden dürfen, könnten die etwa 100 Kinder nur noch weniger Tennis spielen
        mit indirekt dem zuständigen Senatsressort)
        ins Netz, das den damals aktuellen Stand der   Rede. Der Vorstand wies in seinem Statement   Keine Alternativen
        Dinge benannte. Das Gespräch wenige  Tage   ausdrücklich auf die engagierte, vorwiegend   Jedes Jahr wird von Break ‘90 ein Antrag auf
        zuvor wurde als „konstruktiv und positiv“ be-  ehrenamtliche Arbeit bei Break ‘90, das um-  Nutzung  der  senatseigenen  Tennisplätze  bei
        wertet, das  Vereins-Fazit  machte Hoffnung:   fangreiche Trainingsprogramm für Kinder und   der Stadionverwaltung gestellt, auch für das
        „Wir haben ein sehr faires Angebot bekommen,   Jugendliche und die Solidarleistungen der er-  kommende Jahr wird das wieder der Fall sein.
        das wir aktuell intern noch prüfen. Aber es sieht   wachsenen Mitglieder dafür hin. „Das ist jetzt   Genehmigt wird dann die entsprechende Zahl
        nach einem guten Weg aus.“ Die 7-Zeilen-No-  anscheinend alles hinfällig, oder sogar lästig   der Plätze. Fünf wie bislang, vier, oder gar nur
        tiz schloß: „Daher sind wir optimistisch, dass wir   – ohne Diskussion, ohne Vorankündigung, oh-  drei? Diese derzeit noch nicht definitiv beant-
        bis zum Ende der Sommerferien eine gute Eini-  ne Transparenz. Begründet wird dieses Vorge-  wortete Frage lastet auf der Break  ‘90-See-
        gung hinbekommen.“                 hen mit der angeblich nicht ausreichenden   le und harrt einer baldigen Antwort. Die Stan-
        Beim matchball-Besuch am 21. August konn-  Nutzung der Plätze durch die Vereinsmitglie-  dardrechnung bezüglich Tennisanlagen lautet
        te diesbezüglich von Walser und Mühlbauer al-  der“, heißt es in der Momentaufnahme des Vor-  an sich maximal 100 Leute pro Platz. Bei 400
        lerdings kein Vollzug vermeldet werden. „Es hat   stands von Mitte Juni.  Mitgliedern wären damit vier Plätze das er-
        keine weiteren Gespräche oder Schritte gege-  Darin weist dieser auf die besonderen, corona-  forderliche Minimum. „Derzeit gibt es de fac-
        ben, wir warten“, so der Vorsitzende. Das Hoff-  bedingten Umstände (kein Kinder- und Mann-  to eine Aufnahmesperre, wir müssen Leute
        nung machende Gespräch von Anfang Juli war   schaftstraining möglich) hin und schreibt: „Wir   abweisen – und in der Umgebung gibt es nur
        auf Drängen des Vereins zustande gekommen,   führen seit Jahren eine Warteliste für die Auf-  wenige andere Anlagen und Alternativen“, sagt
        der ein Statement vom 16. Juni mit drei eben-  nahme, denn unser Problem in normalen Zei-  Udo Mühlbauer, dessen Akzent ihn unüberhör-
        so drängenden wie bezeichnenden Fragen ver-  ten sind eher zu wenig und nicht zu viele Plät-  bar als Bayer ausweist und der seit 15 Jahren
        sehen hatte: „Traditionsverein Break90 kämpft   ze.“ Würde man eine entgeltliche Vermietung   Vereinsmitglied und seit Oktober 2020 nebst
        um seine Existenz im Jahnsportpark – Tennis-  vor eine Nutzung durch Klubmitglieder stel-  Gattin Stefanie dessen Sportwart ist. Michael
        sport nur noch für Reiche?“, „Soll ein alteinge-  len, würde dies „eine Umkehrung  der in der   Walser, der 1. Vorsitzende, fügt an: „Als wir im
        sessener  Verein  aus  dem  Jahnsportpark  ge-  Sportstättennutzungsverordnung definierten   Oktober 2020 in den Vorstand aufgerückt sind,
        mobbt werden, um die Plätze freizumachen   Nutzungsrangfolge“ bedeuten. Man sei „wü-  haben wir uns vorgenommen, nochmal rich-
        für Bezahl-Tennis?“ und „Teile und herrsche –   tend“  über  ein  solches  angedachtes  Vorge-  tig Schwung in die Bude zu bringen. Das Um-
        die neue Devise für den Berliner Sport?“. Zwei-  hen, denn das heiße „Missachtung des ehren-  feld, die Leute, die engagierten Prenzelberger,
        fellos zugespitzt formuliert, aber aus aktuellen   amtlichen Engagements und des Wertes von   die Kids und die vielen Mannschaften im Spiel-
        Erfahrungen gespeist. Bis ins laufende Jahr hi-  Vereinsarbeit,  die  in  politischen  Sonntagsre-  betrieb sind es einfach wert, sich einzubringen.
        nein sei es stets gelebte Praxis gewesen, dass   den stets besungen wird“. Ziel von Break ‘90 sei,   Dazu gehört auch, nicht alles widerspruchslos
        der Verein die fünf vorhandenen Plätze vorran-  so formuliert es der Vorstand, „ein rechtssiche-  hinzunehmen, aktiv zu werden und Klartext zu
        gig nutzen durfte. Nun sollte nach Stadionver-  rer, langfristiger, transparenter und vor Willkür   reden. Das ist unser Anspruch und wir wollen
        waltungs-Plänen einer der Plätze generell ent-  schützender Nutzungsvertrag, der dem Geist   damit gehört werden“, bekundet  Walser, seit
        geltlich vermietet und dem Verein im Grunde   dessen entspricht, was seit mehr als drei Jahr-  anderthalb Jahrzehnten in Berlin beheimate-
        vollständig entzogen werden. Daneben war   zehnten von Break ‘90 im Jahnsportpark ge-  ter Schwabe.
        sogar noch von einem weiteren Spielfeld die   lebt wird“.                              Text und Fotos: Klaus Weise

                                                                                             matchball | November 2021
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