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Punkte sammeln kann, sind die Chancen gut, in
Tokio dabei zu sein”, sagt Höfken.
Ende März weilte Deutschlands Spitzenspiele-
rin der Rollis bei einem ITF Grade 2-Turnier in
Loughborough, einer Universitäts- und Indus-
triestadt in England, wenige Kilometer nörd-
lich von Leicester. Dort hatte die Berlinerin in
der ersten Runde als Nummer sieben des Tur-
niers ein Freilos. Dann traf sie auf die ungesetz-
te Emmanuelle Morch (ITF Ranking 33, FRA).
Katharina Krüger besiegte sie sicher 6:3, 6:4.
Im Quarter-Final traf sie auf eine alte Bekannte:
die viertgesetzte, zehn Jahre ältere Lucy Shuker
(ITF Ranking 5, Großbritannien). Beide haben
schon viele Matches gegeneinander bestritten.
Katharina Krüger feierte bei den German Open
2016 in Berlin ihren ersten Sieg gegen sie. Kürz-
lich in Loughborough unterlag sie ihr in einem
umkämpften Match 3:6, 6:7(0).
“Für das Erreichen des Viertelfinals erhalte ich
61 Punkte. Für mich sehr befriedigend, war
es doch das erste Turnier des Jahres. Das in-
tensive Training der vergangenen Monate hat
sich in zwei sehr guten Einzel-Matches wider-
gespiegelt,” sagt Kathi Krüger. Auch im Dop-
pel hat sich das gezeigt. “Mit meiner Partne-
rin Dana Mathewson aus den USA unterlagen
wir im Halbfinale knapp 6:2, 0:6, 3:10 im Match-
Tie-Break den Gewinnerinnen der Goldmedail-
le von Rio 2016 und späteren Turniersiegerin-
nen, Aniek van Koot / Jiffke Griffioen (beide
Niederlande).
“Hoffentlich kann ich noch einige Turniere spie-
len für die Qualifikation für Tokio. Das bleibt
mein großes Ziel”, sagt Katharina Krüger.
Höfken: „Der Weltranglistenplatz 15, der für die
Nominierung erreicht werden muss, hat aktu-
ell ungefähr 180 Punkte Vorsprung. Durch ihre
Viertelfinalteilnahme in England erhält Katha-
rina Krüger zwar 61 Punkte, doch ihre Konkur-
rentinnen wandern natürlich ständig genauso
nach oben. Daher bleibt es nach diesem Turnier
zunächst bei Platz 19.“
Katharina Krüger: “Ich werde bis zum letzten
Moment kämpfen, die noch fehlenden Punk-
te zu erringen. Tokio ist und bleibt mein gro-
ßes Ziel!”
Katharina - eine treue “Wespe”
Katharina ist seit Geburt querschnittsglähmt
Rangliste direkt qualifiziert, 22 werden gesetzt (Spina Bifida). Ihre Eltern, begeisterte Jäger des
und acht kommen per Wild Card ins Feld. gelben Filzballs, nahmen sie immer mit auf die
Da “Wespe” Katharina Krüger derzeit in der ITF- Anlage. Aufmerksam und mit kindlicher Neu-
Weltrangliste auf Position 19 geführt wird, wä- gier schaute sie den Racketschwingern, auch
re sie dabei. Doch das verhindern die strengen denen im Rollstuhl, zu. Dann stand fest: In die-
Nominierungskriterien des National Paralym- sem Sport wollte sie sich auch versuchen. 1997,
pic Committee im Deutschen Behinderten- mit sieben Jahren, rollte sie zum ersten Mal auf
sportverband (DBS). Danach werden nur Sport- den Tennisplatz bei den Wespen in Berlin-Zeh-
ler nach Tokio entsandt, die auf Medaillen oder lendorf. Dem Verein ist sie übrigens bis heute
zumindest auf eine gute Platzierung hoffen treu geblieben. Warum? Diese Frage beantwor-
können. tete sie kürzlich der Vereinspublikation Wes-
“Nach den nationalen Richtlinien wird für die penstachel: “Ich mag an den ‘Wespen’, dass sie
Direktnominierung Platz 15 im ITF-Ranking ge- so inklusiv sind.” Das ganze Gelände und die
fordert. Den zu erreichen hat Kathi Krüger noch Gebäude sind behindertengerecht, es gibt ei-
bis Juli Zeit,” erklärte Niklas Höfken, Cheftrai- ne Gruppe von “Rollis”, zu der auch die Brüder
ner Rollstuhltennis des Deutschen Behinder- Marcus und Max Laudan gehören, ebenso Stef-
tensportverbands (DBV) und Referent für Para- fen Sommerfeld und Sven Hille. Sie alle wer-
sport im Deutschen Tennis Bund (DTB). “So sie den von Akhem Khan und Julian Freudenreich Rollstuhl-Spielerin Katharina Krüger während des
bei noch stattfindenden Turnieren genügend trainiert. Gesprächs mit dem TVBB-Magazin matchball
www.tvbb.de matchball | Mai 2021 7