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           Spielwitz in ihr Spiel einbringen konnte. Am Aufschlag musste
           sie noch etwas arbeiten, doch Sophie gelang es im Halbfinale
           nicht, aus dieser Schwäche Kapital zu schlagen: 7:5 6:3 siegte
           die Ungesetzte und zog ins Finale ein.
             In der unteren Hälfte des Tableaus war die Polin Antonina
           Snochowska an Position Zwei gesetzt. Sie traf im Viertelfinale
           auf die Offensivspielerin Camilla Montenet aus Italien. Camilla
           erwischte eine absolute Traumwoche und dominierte Anton-
           ina mit 6:4 und 6:0, Halbfinale! Mit Meta Dervine aus Litauen
           trafen zwei nicht gesetzte Spielerinnen aufeinander. Ein enges,
           hochklassiges Match entschied schließlich wieder die Italiene-
           rin 6:4 7:6.
             Für beide Mädchen war das Erreichen des Finales bereits ein
           großer Erfolg. Vor allem für Camilla war es erst das zweite Ten-
           nis Europe Turnier und nun gleich im Finale: Das merkte man
           ihr dann auch an. Kira Kalinouskaya spielte sofort auf ihrem
           bekannt hohen Niveau, während Camilla überhaupt nicht in
           ihr Spiel fand. Viele Fehler und die Taktik der Gegnerin waren
           die Gründe, dass es schnell 1:6 1:3 stand. Doch die italienische
           Kämpferin änderte nun ihre Taktik, spielte nun defensiver, dafür
           sicherer und kämpfte... Beim Stand von 5:4 für Kira kam es zu
           einem Mammutmatch mit Breakbällen und sechs (!) Match-                                  Siegerinnen im
           bällen. Mit letztem Willen, nach über zwei Stunden Spielzeit   bestimmt 30 Zuschauer gebannt blieben und verfolgten, wie   Doppel: Jana
           schließlich doch der verwandelte letzte Punkt. Kira sank auf die   Tsikhan schließlich mit 7:5 im dritten Satz triumphierte. Ver-  Schwering und
           Knie und sank danach überglücklich in die Arme ihres Vaters.   mutlich steckte das Match mental und physisch noch etwas   Nicole Kovar
           Großartig auch die tapfere Camilla, die das Ergebnis tapfer er-  in seinen Beinen. Übrigens: Die Icebein-Recovery Hose, in der
           trug und lächelnd ihrer Gegnerin zu einem starken Match gra-  eiskaltes Wasser durch eine mit Wasserpolstern gefüllte Hose
           tulierte. Auch sonst war auffäliig, je weiter man sich Richtung   gepumpt wird, half Miko nach dem 5-Stunden-Marathon so
           der Finalspiele bewegte, desto weniger mussten die Schieds-  weit, dass er nach seinem Mammutmatch auch noch freiwillig
           richter auf den Platz, um Abdrücke zu prüfen. Ab dem Halb-  zum Doppel eine gute Stunde später antrat.
           finale stehen dann sowieso Stuhlschiedsrichter zur Verfügung.  Es ging nahtlos weiter mit hochklassigstem Tennis. Im Halb-
                                                        finale trafen der an Drei Gesetzte Lasse Bohr auf den Über-
           Boys U14                                     raschungssieger des Vortages Niccolo Crivelli (Schweiz),
           Bei den Jungen meldeten sich mit 90 Teilnehmern mehr als   der  den  Turnierfavoriten  Antonio  Di  Rubba  mit  seiner  be-
           doppelt so viele Spieler, so dass schon die Qualifikationsfelder   eindruckenden Vorhand vom Platz schoss. Das Match hatte
           fast genauso groß waren wie das gesamte Mädchenfeld. Einige   eigentlich keinen Sieger verdient, bzw. zwei davon. Niccolo
           noch sehr junge Lokalmatadoren aus dem SCC (Karl Hentschel,   hatte drei Matchbälle, doch am Ende gewann schließlich doch
           Raphael Plambeck und Luis Bengsch) waren am Start, mussten   Lasse Bohr vom TC Hechingen. Ähnlich intensiv bearbeiteten
           aber neidlos anerkennen, was auf internationaler Ebene für ein   sich auf dem Nachbarplatz der an Vier gesetzte Philip Lymar
           Niveau gespielt wird. Hauptsächlich macht sich hier natürlich   (Ukraine) und Benjamin Schmidt vom TC Miesbach. Doch Phi-
           das Alter und die körperliche Entwicklung bemerkbar.   lip wurde schließlich seiner Favoritenrolle gerecht und gewann
             Angeführt wurde das Feld vom Italiener Antonio Di Rubba,   6:4 im dritten Satz.
           gefolgt von Tsikhan Koran. Letzterer traf in der zweiten Runde   Das Finale ging dann recht schnell. Lasse war der sichere-
           des 64er Feldes auf den deutschen Miko Koeppen traf. Es soll-  re Spieler und auch derjenige, der einen klaren Matchplan ver-
           te das längste Spiel des Turniers (oder des Jahres?), passender   folgte. Geduldig und doch zupackend, wenn sich die Chance
           Weise in der prallen Sonne bei hohen Temperaturen auf dem   bot. Nachdem es bereits 8:0 stand, kam dann Philip doch noch
           Center Court werden.                         einmal zurück, führte plötzlich 4:2. Doch die Partei kippte wie-
             Tsikhan war der deutlich druckvollere Spieler, dominierte   der Richtung Lasse Bohr, der schließlich den Siegerpokal, eine
           die Ballwechsel, doch diese gingen lang, sehr lang. Denn „Lef-  HEAD-Tasche und einen Gutschein von unserem Partner, der
           tie“ Miko ackerte hinter der Grundlinie und spielte die Bälle mit   Angie Kerber Academy in Höhe von 650,– € in Empfang neh-
           viel Spin in unangenehmer Höhe zurück auf die andere Seite.   men durfte.
           Immer wieder schien es so, dass Tsikhan schließlich doch mit
           seinen härteren Schlägen erfolgreich sein würde. Doch Miko   Die Doppelkonkurrenzen gewannen Jana Schwering und
           war es, der sich den ersten Satz 7:5 holte. Der zweite Satz mit   Nicol Kovar bei den Mädchen und Philip Lymar und Alexander
           nun langsameren Bällen dauerte noch länger. Nun war Tsikhan   Tiutchenko bei den Jungen. Sie sind eine schöne Ergänzung zu
           7:6 vorne. Doch wie sollte es anders sein, es kam zum Tie-Break   den Einzeln, da sich die Teenies hier noch einmal als Team prä-
           im dritten Satz. Wir waren kurz vor dem Anbruch der sechsten   sentieren müssen und die Spielerbörse zu Beginn des Turniers
           Stunde, als schließlich der Außenseiter die Arme in die Höhe   für neue Paarungen sorgt, aus denen internationale Freund-
           streckte und seinen ersten Matchball verwandelte. Ganz großer   schaften entstehen können. Nicht ganz unwichtig, gerade in
           Respekt jedoch für beide Spieler. Vor allem wie Tsikhan als kla-  der heutigen Zeit.
           rer Favorit diese Niederlage trotz kurzer Schockstarre nach dem   Mein Dank geht noch einmal an alle Helfer des Turniers, To-
           letzten Punkt hinnahm und im ganzen Match nicht ein einziges   bias Fuchs als Oberschiedsrichter und an unsere Schiedsrichter
           Mal ein Schiedsrichter benötigt wurde oder irgendwelche Aus-  der Finaltage. Auch bedanke ich mich für die vielen netten
           raster von ihm zu hören waren, war bemerkenswert.  Worte von Eltern, die unser Turnier insbesondere im Vergleich
             Ähnlich großartig übrigens auch das Erstrundenmatch von   zu allen anderen TE-Turnieren besonders lobten. Hoffentlich
           eben jenem Tsikhan Koran gegen den Tschechen Matyas Perut-  dann auf ein Neues als Grade II Turnier in 2024.
           ka tags zuvor, das unter Flutlicht beendet werden musste und
           auch hier eine Fairness und Qualität herrschte, dass bis 22 Uhr      Jens Thron, Fotos: Harald Almonat


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