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Editorial Ç

Paddle-Tennis und Pickle-Ball im

Aufwärtstrend
Dr. Klaus-Peter Walter

Liebe Tennisfreunde in Berlin und Brandenburg,
es ist schon kurios. Da widmen wir Tennisspieler uns mit auf einem Platz untergebracht werden, sollten die Maße
Hingabe, Engagement und Herzblut unserer Sportart, re- vom Tennisplatz, 4 x 20 m, vorliegen. Der Pickle-Ball ist
novieren unsere Tennisplätze, bauen neue Garderoben- aus Kunststoff und wird je nach Lochanzahl in Hallen oder
häuser und Tennishallen, kultivieren unsere Anlagen mit im Freien eingesetzt. Pickle-Ball wird besonders für den
viel Geld zu Schmuckstücken, kurz, bieten eine vorzüg- Schulsport angepriesen, weil die Bälle und auch der Schlä-
liche, ehrenamtsgetragene Infrastruktur. Dennoch wer- ger risikoärmer gehandhabt werden können. Erste Ein-
den die Tennisbegeisterten immer wieder von vielen Sei- drücke im Vergleich zu Padel sind rein akustischer Natur,
ten dazu angehalten, etwas zu ändern. Moniert wird, dass Pickle-Ball ist soft, Padel knallhart. Zwei weitere Racket
die Spielzeiten unserer Matches zu lang sind, überhaupt Sportarten Tischtennis (512.000 Mitglieder) und Badmin-
ist das Ende eines Matches nicht zu planen und sprengt ton (169.000 Mitglieder) sind als gestandene Sportarten
den Zeitrahmen der wenigen Fernsehsender, die nicht nur etwas aus dem Blick des Clublebens geraten, könnten je-
Fußball übertragen. Wir mühen uns mit alternativen Zähl- doch die Zeit im Tennisverein insbesondere für die Jugend
varianten ab, um irgendeinem Nichttennisspieler zu ge- anreichern.
fallen und weichen sogar Eines ist den genannten Alternativen jedoch eigen:
auf sogenannte Trend- Sie reduzieren die Distanz zum Gegner drastisch. An-
sportarten aus, die offen- ders gesagt, man rückt zusammen. Der verfügbare Raum
bar reizvoller sein sollen von 40 x 20 m im Tennis setzt dagegen nicht nur auf Re-
als der ehemalige „Weiße aktionsschnelligkeit, sondern bietet eine Vielzahl von
Sport“ Tennis. Spielstrategien und Taktiken, die ein hohes Maß an Über-
So wird die Mischsport- raschungen und Laufwegen anbieten. Der Gegner ist weit
art von Tennis und Squash, entfernt, was zu Corona-Zeiten ein Argument war, Tennis
Padel, für Tennisclubs als frühzeitig bzw. überhaupt ausüben zu können. Mit die-
das Zukunftsfeld zur Ver- sem Angebot spielerischer Freude hat es sich im Laufe
einsentwicklung auch vom der 122 Jahre DTB gelohnt, die eingangs erwähnte Club-
DTB beworben. Ein Fakten- Infrastruktur aufzubauen und zu unterhalten. Bietet es sich
check aus offiziellen Mit- daher nicht unmittelbar an, die Vorzüge unseres Sports zu
teilungen vom Squash- bewerben? Führt nicht die traditionelle Einstandsregelung
verband zeigt, dass die im Ringen um den Vorteil zur Entscheidung immer wie-
Mitgliederzahl in Deutsch- der zu sensationellen Spielverläufen? Und ist es nicht reiz-
land von 18.000 im Jahr 2003 auf heute ca. 10.000 Mit- voll, die Zeitdauer eines Matches als Pluspunkt in unse-
glieder gesunken ist. Der Padelverband DPV hingegen rer schnelllebigen, getakteten Zeit hervorzuheben?
schätzt – offizielle Zahlen sind nicht veröffentlicht – den Keiner käme auf die Idee, den Marathonlauf drastisch auf
aktuellen Bestand in Deutschland auf etwa 22.000 Akti- 10 km zu verkürzen, weil es dann schneller ginge oder
ve, wobei ca. 2.000 sich als lizenzierte Spieler eingetragen das Fußballspiel auf 20 Minuten zu reduzieren, da die ent-
haben. Positiv wird die Entwicklung deshalb gesehen, weil scheidenden Tore eh in der Nachspielzeit fallen.
die Anzahl Padel-Courts stark zunimmt, inzwischen sind Genießen Sie also das Besondere an unserem Sport
452 über Deutschland verteilt. Unterstützt wird der Trend Tennis. Wir spielen nicht, um Zeit zu sparen, sondern den
auch von Sportartikelunternehmen, die einen attraktiven Matchverlauf zu genießen oder zu verfluchen. Doch auch
Markt im Blick haben. Die Zielgruppe ist durchaus aus- ein Fluch kann positiv empfunden werden, wenn dadurch
sichtsreich, kostet doch allein der Platzbau für zwei Plätze der Trainingseifer angespornt wird. Bleiben Sie also am
Fotos: Shutterstock/Andrew Angelov, Claudio Gärtner-tennisphoto.de seine Kunden ansetzt. Gewunken wird von den Padel-Or- Ihr Klaus-Peter Walter
Ball und genießen die Sommersaison, Tennis macht ein-
laut DPV ca. 170.000,– €. Als Geschäftsmodell sieht der DPV
offenbar eine kommerzielle Betreibung an, das im „Busi-
fach Spaß.
ness-Plan“-Modell einen Erlös von 34,– € pro Stunde für
ganisatoren mit dem unglaublichen Potential für Deutsch-
Präsident des TVBB
land, sollte es gelingen die erfolgreiche Entwicklung in
Spanien umzusetzen. 4 Millionen Spielende werden dort
genannt, womit sich 10% aller Spanier – vom Kleinkind bis
zum Greis – in dem Glaskäfig bewegen würden.
In den USA liegt Pickle-Ball im Trend, das auf einem
Tennisplatz durchaus quer gespielt werden kann. Mit
den Maßen 13,40 x 6,10 m könnten vier Pickle-Ball-Felder

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