125 Trainer bildeten sich fort
- Details
Interessante und lehrreiche zwei Tage im Landesleistungszentrum
„Der einzige echte Fehler ist der, aus dem wir nichts lernen“, diesen Ausspruch von Henry Ford stellte Peter Obst als Referent für Lehre und Ausbildung im TVBB an den Beginn zweier sehr interessanter und vielschichtiger Fortbildungstage für B- und C-Trainer im Leistungszentrum des Verbandes am Zehlendorfer Hüttenweg. 125 Trainer waren aufgerufen, durch die Teilnahme an dieser Fortbildungsveranstaltung die Gültigkeit ihrer Lizenz zu verlängern. Und es war ein ansprechendes Programm mit einer guten Mischung von Theorie und Praxis, das vom Trainerteam des TVBB zusammengestellt worden war, so war die einhellige Meinung nach Ablauf der beiden Tage.
Peter Obst wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass es nicht nur im Leistungsbereich immer wieder Veränderungen und neue Erkenntnisse gibt sondern Tennis auch bei den Senioren, in der Schule, für Behinderte und im Kleinkinderbereich einen immer breiteren Raum einnimmt. Um für diese Vielzahl von Zielgruppen als Tennislehrer gerüstet zu sein, so der Referent, sei eine stetige Fortbildung unabdingbar.
Moderne Trainingsformen im Tennisunterricht bot A-Trainer Michael Lingner den Kollegen an. Gezeigt wurden hochintensive Übungen zu Split Step, Aufschlag-Return und Winkelspiel. Beeindruckend die Umsetzung durch Trainerkollegen aus dem Teilnehmerkreis auch den vier Übungsvorschlägen zum Topspinvolley.
Was kann ich als Tennislehrer steuerlich geltend machen? Was wird erfahrungsgemäß vom Finanzamt anerkannt? Wie hoch ist der Betrag, den der Übungsleiter steuerlich als Betriebsausgaben geltend machen kann? Zu all diesen für den Laien und Berufseinsteiger häufig nicht alleine zu beantwortenden Fragen nahm Steuerberater Oliver Büttner ausführlich Stellung. Seine abschließend als Fachmann geäußerte Meinung, dass Steuern nicht immer kompliziert sein müssen, wurde nicht von allen Teilnehmern geteilt.
Life Kinetik – Gehirntraining durch Bewegung war der überzeugende Vortrag von Peter Obst. Und wie hieß es so schön? Mit Life Kinetik werden dem Körper nicht alltägliche visuelle und koordinative Aufgaben gestellt. Das Gehirn stellt neue Verbindungen her, die zu mehr Kreativität, Konzentration und auch Leitungsfähigkeit führen. Viel Gelächter über die eigene Unfähigkeit vieler Lehrgangteilnehmer bei einigen kleinen Übungen, so zum Beispiel bei der folgender Aufgabe: Beide Hände werfen jeweils einen Tennisball senkrecht in die Höhe, die Hände werden gekreuzt und die jeweils andere Hand soll den Ball fangen. Mir gelang es nicht, ich will es zugeben. Und dann kam auch noch: „Doppeln Sie auf“, so die freundliche Bitte des Referenten, der eine Erschwernis erbat…… Auch die Volleyübungen, gestartet mit dem Rücken zum Netz, werden bestimmt im Programm der einzelnen Tennislehrer wiederzufinden sein.
Kinder wollen spielen – und spielend lernen. Felix Klump zeigte dazu eine Vorstufe zum Kleinfeldtraining mit einem großvolumigen Ball. Interessant waren Vortrag und Übungen, nicht alle Trainer aber waren überzeugt, dieses einführen zu müssen.
Eine aktuelle Analyse aus Psychologie, Lernforschung und Leadership bot das frühere Mitglied des TVBB-Lehrteams, der heutige Dipl. Mentaltherapeut Markus Hornig, auch bekannt geworden als Mentalcoach der Damen-Fußball-Nationalmannschaft. Von ihm erfuhren die Veranstaltungsteilnehmer an Hand von Beispielen auch, dass außergewöhnliche Erfolge sich nur dann einstellen, wenn eine hohe Leistungsfähigkeit und eine hohe Leistungsbereitschaft zusammen kommen. Diese entwickelt sich nur dann, wenn ein Sportler sich in seiner persönlichen Eigenart anerkannt und geachtet fühlt. Ein Vortrag, aus dem wirklich jeder etwas mitnehmen konnte.
Interessant, aber nicht für jeden Teilnehmer erkennbar, wie dieser Vortrag förderlich für die eigene Trainertätigkeit sein könnte, waren die Ausführungen von Marco Schürmann zum Thema Krafttraining vom Personaltrainer.
Sehr gelungen das Programm am zweiten Tag. Karsten Weigelt aus dem Lehrteam vermittelte ein kleines Update zu Cardio Tennis, Er zeigte viele praktische Übungen, die in schnellem Tempo beiendruckend perfekt absolviert wurden. Ihm standen dabei, das soll nicht verschwiegen werden wie bei Michael Lingner und beim nachfolgenden Programmpunkt von Rüdiger John, mit Svenja Exner, Steffi Gehrke, Susanne Hoffmann, Andrea Klein, Timo Fleischfresser, André Greßler, Florian Jeschonek, Henry Freigang, Robin Schönherr und Janina und Niklas Braun ausgesprochen gute Mitspieler zur Seite, die alles bestens umsetzen konnten. Leider fehlte das Messen der Pulsfrequenz, Es wäre interessant gewesen, die Veränderungen nach den kräftezehrenden Übungen zu erfahren.
Optimierung von Trainingsformen beinhaltete die Darbietung von Rüdiger John. Beeindruckend die Übungen und die Ausführungen des Cheftrainers. Es stellte sich einigen der Teilnehmer nur die Frage, wo der Bezug zur Basis zu sehen war, der von Peter Obst einleitend angekündigt worden war. Die vorgestellten Übungen, die Korrektur und auch die Einbeziehung der Kollegen waren bestens. Mein Verständnis von „Basisarbeit“ ging aber in eine andere Richtung.
Ein wahres Feuerwerk an Pointen brannte zum Abschluss der Nürnberger Diplom-Psychologe und auch Tennislehrerkollege Oliver Vogelhuber ab. Sein Thema - viele Erwartungen zulassend - „Psycholgische Trainerkompetenzen“. Die Zuordnung einzelner Personen zu den Farben rot, gelb, grün und blau wird allen Teilnehmern unvergessen bleiben. Es war eine reine Freude, den Vortragenden in verschieden Rollen schlüpfen zu sehen. Langanhaltender Applaus für diesen Vortrag, der mit großer Leichtigkeit gravierende Unterschiede von Persönlichkeiten aufzeigte. Diese erkennen zu können hilft, so Vogelhuber, Schüler passend und bedürfnisorientiert zu motivieren.
Jürgen Dechsling