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                                                                              Der 20-jährige Kanadier Felix Auger-Aliassime be-
                                                                              siegt sein 19 Jahre älteres Idol Roger Federer. Er
                                                                              verhindert den elften Titel für den Schweizer in Halle
                                                                              Die Halbfinals bestritten Andrey Rublev (RUS),
                                                                              der mit Kohlschreiber den letzten Deutschen
                                                                              mit 6:7(4), 2:6 verabschiedet hatte, gegen Ni-
                                                                              koloz Basilashvili (GEO). Der Russe überpower-
                                                                              te den Georgier beim 6:1, 3:6, 6:3. In der zwei-
                                                                              ten Paarung schlug Ugo Humbert (FRA) Felix
                                                                              Auger-Aliassime (CAN), der seine Breakchancen
                                                                              nicht nutzte, mit 6:4, 3:6, 7:6(5).

        sein Volley aus voller Streckung gerade noch so   Bestes Rasentennis  Wer folgt Federer?
        den Weg übers Netz schaffte. Im Tie-Break lag   Es war bestes Rasentennis mit starken Aufschlä-  Andrey Rublev (ATP 7) hat sich in den Top Ten
        er immer vorn, gewann diesen 7:6.  gen, Returns vor die Füße, kurzen Ballwechseln   etabliert und bereits acht Turniere gewonnen.
        Medvedev bekam seine Nerven nicht mehr in   und dem häufigen Weg ans Netz. Und sie spiel-  Wesentlich unbekannter ist sein gleichaltriger
        den Griff. Er schimpfte, fluchte, zertrümmerte   ten es teilweise brillant. Im sechsten Spiel hatte   Finalgegner, der Franzose Ugo Humbert (ATP
        einen Schläger.                    der Jüngere die ersten Breakchancen, doch der   31) aus Metz. Der Lockenkopf serviert hart und
        Ein frühes Break zum 3:1 im zweiten Satz, ab-  Ältere parierte diese erste Attacke unter ande-  präzise, ist pfeilschnell.
        gewehrte Breakbälle wenig später und schließ-  rem mit einem Ass. Prompt packte der Routini-  Der Franzose bezwang im Finale überraschend
        lich das zweite Break zum 5:1. Da störte auch   er im Spiel danach zu, eine grandiose Vorhand   schnell Top Ten-Spieler Andrey Rublev mit 6:3,
        die letzte Gegenwehr des Favoriten mit einem   longline, danach ein Rückhand-Passierball die   7:6(4). "Ich habe in dieser  Woche jeden Mo-
        Re-Break nicht mehr. Struff schaffte mit 6:2 die   Linie entlang und Auger-Alissime war sein Ser-  ment auf dem Court genossen und bin sehr
        Sensation. Im Achtelfinale besiegte der US-  vice los. Federer ballte die Faust.  stolz auf diesen Titel", sagte der Sieger.
        Amerikaner Marcos Giron dann den Deutschen   Als er aber zum Satz aufschlug, wurde es eng.   Auch im Endspiel zeigte Humbert, was ihn so
        6:7(1), 6:3, 6:4.                  Wieder 15:40 gegen ihn, doch wieder hielt er   stark macht. Es ist eine Kombination vieler Bau-
                                           stand, unter anderem in einem furiosen Ball-  steine. Humbert weiß oft die bessere Antwort
        Prinz Felix stürzt König Roger     wechsel, bei dem der Kanadier die Chance ge-  auf die Spieleröffnung seiner Gegner. Er ist ex-
        Der Kanadier Auger-Aliassime (ATP 21) spielte   habt hätte. Mit einem schönen  Volley been-  trem beweglich und kaum auszuspielen, ser-
        im Achtelfinale gegen Federer eine überragen-  det Federer den ersten Durchgang schließlich   viert und returniert präzise und ist nervenstark.
        de Vorstellung, bezwang den “Rasenkönig” 4:6,   mit 6:4. "Da wäre mehr für mich drin gewesen",   Im  ersten  Satz im  achten  Spiel  sah  sich Ru-
        6:3, 6:2. Dabei war er phasenweise so dominant   sagte Auger-Aliassime. Doch der Prinz wur-  blev zwei Breakbällen gegenüber. Ein Rück-
        wie einst sein Gegenüber.          de immer stärker im Duell mit dem König, der   handfehler besiegelte seinen Aufschlagver-
                                                  seinerseits mit der fehleranfälligen   lust. Er machte sofort Gegendruck, hatte zwei
                                                  Rückhand zu hadern begann. Einzi-  Breakchancen im nächsten Spiel. Aber er nutz-
                                                  ges Manko bei Auger-Alissime: die   te sie nicht.
                                                  Chancenverwertung. Es war schließ-  6:3 hieß es nach 36 Minuten. Rublev schimpfte
                                                  lich  sein  neunter  Breakball  in  der   über einige enge Bälle des Franzosen. "Ich kam
                                                  Partie, den er endlich nutzte - zum   nicht richtig rein, es gab zu wenig Ballwechsel,
                                                  4:2 im zweiten Satz. Von nun an zau-  viel Aufschlag und schnelle Punkte", analysier-
                                                  berte nur noch der Kanadier, wäh-  te er später.
                                                  rend Federers Spiel auseinander fiel.  Im zweiten Satz zog das Niveau an, weil auch
                                                  Vor  allem  Auger-Aliassimes  gna-  Rublev zu seinem Spielstil fand und der heißt
                                                  denloser Aufschlag und seine pfeil-  Power. Aufschlag und Vorhand brachten ihn si-
                                                  schnelle Vorhand stellten den Titel-  cher in den Tie-Break. Folge eines verhängnis-
                                                  verteidiger vor unlösbare Aufgaben.   vollen Vorhandfehlers Rublevs brachte das Mi-
                                                  Acht Asse schlug der Newcomer   nibreak zum 5:4. Der Moskauer schrie seinen
                                                  im dritten Satz. Zwei Breaks wa-  Frust heraus. Noch einmal Aufschlag-Vorhand
                                                  ren schnell geschafft, Federer hat-  von Humbert und noch einmal die Vorhand die
                                                  te nichts mehr entgegenzuset-  Linie entlang und es war mit 7:4 geschafft. Ugo
                                                  zen. "Das war ein großer Sieg für   Humbert ließ sich auf den Rasen fallen und ge-
                                                  mich und gut für mein Selbstbe-  noss den Moment des Sieges.
          Der Franzose Ugo Humbert                wusstsein", sagte der Sieger. Ro-        Zusammenfassung: Bernd Prawitz
          bezwingt den Favoriten                  ger  Federer  dagegen  ging  traurig   (mit Material von Noventi Open, tennisnet.com, SID)
          Andrey Rublev
                                                  vom Court.                                      Fotos: Mathias Schulz

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