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LTTC “Rot-Weiß” wird 125 Jahre
Ein Traditionsklub
mit vielen Facetten
123 Jahre hat es gedauert, aber jetzt hat es der LTTC “Rot-Weiß” Berlin end-
lich geschafft. Seit 2020 besitzt der Club drei Rasenplätze und wird damit
seinem Namen erstmals in seiner Geschichte gerecht: Lawn-Tennis-Turnier-
Club. Noch nie hatte es, seit Gründung des Vereins und seit dem Bezug der
Anlage am Hundekehlesee 1907, Rasenplätze bei Rot-Weiß gegeben. Die
Gründung des Clubs erfolgte 1897 aus dem einzigen Grund, ein internatio-
nales Tennisturnier für Damen und Herren zu organisieren. Ausgetragen
wurde das Turnier in den ersten zehn Jahren auf wechselnden Mietplätzen,
ehe das eigene Domizil eingeweiht werden konnte.
Das 1996 neu errichtete Stadion mit dem Center Court, das
spätere Steffi-Graf-Stadion Foto: Jürgen Engler
In der langen Geschichte von Turnierveranstaltungen sind “Rot-Weiß” ging auch nach dem Krieg trotzdem weiter.
sicherlich die German Open der Damen von 1979 bis 2008 Wimbledonsiegern und Grand Slam-Gewinner wie u. a.
ein Highlight, aber sie sind nicht das einzige. Der Anlass Manolo Santana und Roy Emerson oder Thelma Long und
der Gründung, das Turnier um die internationalen Meister- Margaret Court-Smith siegten bei den Pfingstturnieren.
schaften von Berlin, entwickelte sich zu einem Stelldichein Boris Becker gewann seine ersten beiden Wimbledontitel
der internationalen Tenniselite und wurde unter dem Na- 1985 und 1986 als Mitglied der Bundesligamannschaft des
men „Pfingstturnier“ weltweit bekannt. In den Siegerlis- Clubs, und Steffi Graf war seit 1982 während ihrer gesam-
ten von 1897 bis 1979 finden sich viele berühmte Namen ten Karriere Clubmitglied und nur für die Rot-Weiß-Mann-
von Weltklassespielern und Grand Slam-Siegern. Auch die schaft spielberechtigt. “Rot-Weiß” ist Rekordausrichter von
deutsche Spitze konnte sich mehrfach in den Siegerlisten Davis Cup-Spielen (28) und mit zwölf Siegen deutscher
verewigen, allen voran natürlich Gottfried von Cramm. Von Rekord-Mannschaftsmeister der Herren (ab 1972 Bundes-
Cramm wechselte 1928 von Hannover zum LTTC “Rot-Weiß”, liga). Die Mannschaft um Pohmann, Elschenbroich und Dr.
wo sich für viele Jahre die Ausbildungsstätte für Toptalen- Kuhnke blieb sieben Jahre lang in Deutschland ungeschla-
te in Deutschland befand mit den besten Trainern und her- gen. Dreimal konnte die Damenmannschaft des Clubs den
vorragenden Trainingsmöglichkeiten. Er wurde nach der deutschen Titel gewinnen. Auch in anderen Sportarten
Flucht von Daniel Prenn vor den Nazis die Nummer eins in
Deutschland, erreichte drei Mal das Wimbledonfinale und
gewann zwei Mal die French Open in Paris. Er war sicherlich
der bedeutendste Spieler, der dem Club angehörte. Nach
dem Ende seiner aktiven Karriere Anfang der 50er Jahre
blieb von Cramm dem Club eng verbunden, er half bei der
Neugründung nach dem 2. Weltkrieg, war Vorsitzender und
später, bis zu seinem Tod 1976, Präsident.
Von Cramm war aber nicht der Einzige, der die rot-wei-
ßen Farben vor dem 2. Weltkrieg eindrucksvoll vertrat. Da-
niel Prenn führte Deutschland 1929 zusammen mit Hans
Moldenhauer zum Sieg in der Europazone im Davis Cup.
Viel zu früh verstarb Moldenhauer 1929 bei einem Auto-
unfall in der Nähe des Clubs. Seit 1930 ist zu seiner Erinne-
rung ein Silberschild angebracht worden, in das die Namen
der Sieger des Pfingstturniers eingraviert werden. Ein wei-
terer großartiger Rot-Weißer der damaligen Zeit war Hen-
ner Henkel, French Open Sieger im Einzel 1938 und mit von
Cramm Doppelsieger in Paris und New York. Beide zusam-
men erreichten das Interzonenfinale im Davis Cup 1937
und verloren ganz knapp gegen die USA. Henkel erlag im
Finale beim Pfingstturnier 2. Weltkrieg 1943 an der Ostfront seinen schweren Schuss-
1936: Die Spitzenspieler des
Clubs Gottfried von Cramm verletzungen.
und „Henner“ Henkel Die schöne Anlage wurde zwar in einer Bombennacht
Foto: Archiv LTTC „Rot-Weiß“ 1943 fast komplett zerstört, die Erfolgsgeschichte von Steffi Graf gewinnt die German Open neun Mal Foto: Jürgen Engler
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