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Ç     Praxis & Fitness





           Neue Trainingsmethode im Tennissport (5)



                         Langsam



                         zum Erfolg



   Neuroathletik – dieser für viele
   Tennisfreunde neue Begriff
   taucht in jüngster Zeit immer

   häufiger auf. In Trainingsgrup-
   pen, bei Tennislehrern und
   -schülern.
   Was verbirgt sich dahinter, was
   soll mit dieser Trainingsmetho-
   de erreicht werden? Timo
   Fleischfresser, DTB-B-Trainer
   und Coach bei der SV
   Reinickendorf, erklärt sie.











          Meine Geduld ist am Ende. Es sind 30 Grad im Schatten und ich habe   je unerwarteter und je weiter weg vom Körper
          mal wieder den „Mondballspieler“ erwischt. Seit zwei Stunden   eine Bewegung stattfindet, umso größer ist der
          rackere ich mich nun schon ab und meinem Gegner scheint das auch   „Stabilisierungsreiz“.
          noch Spaß zu machen. Jeden Ballwechsel muss ich 3x beenden,   „Safety first“
          um endlich den Punkt zu gewinnen. Dabei bereite ich sehr gut vor,   Abhängig davon, wie gut das „Stabilisierungs-
          aber jedes Mal, wenn ich den Punkt abschließen möchte, ist mein   zentrum“ der dem Schlagarm gegenüber-
          Schlag nicht druckvoll genug. Ich habe sogar das Gefühl, je mehr und   liegenden Gehirnhälfte arbeitet, können
          schneller ich schwinge, umso weniger druckvoll kommt mein Schlag.   Schlagbewegungen in einer bestimmten Ge-
          Wie macht Federer das nur?                           schwindigkeit, einem bestimmten Abstand
                                                               zum Körper bzw. mit einem bestimmten
                                                               „Überraschungsgrad“ kompensiert werden.
                            Arm- und Beinbewegungen            Das Gehirn arbeitet dabei nach dem „Safe-
                            müssen stabilisiert werden         ty first“-Prinzip, d.h. wird eine bestimmte Reiz-
                            Jede Bewegung der Arme und Beine muss mus-  stärke überschritten, werden automatisch
                            kulär stabilisiert werden, damit wir bei der Be-  Kompensationsmaßnahmen  eingeleitet.
                            wegung nicht umfallen. Für die Stabilisierung   Typischerweise äußert sich dies in einem Heran-
                            dieser Bewegungen ist eine bestimmte Re-  ziehen des Armes, einer Körperbewegung aus
                            gion im Gehirn „wechselseitig“ verantwort-  dem Schlag heraus oder einem Abbremsen der
                            lich (linke Gehirnhälfte für Bewegungen auf   Bewegung.
                            der rechten Seite und umgekehrt). Je schneller,
















                                                                                                                     Foto: Laura Fuchs





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