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BTTC Grün-Weiss, 34. German Open Wheelchair / Beate Loddenkemper
Trophy – ITF Grade 2, UNIQLO Wheelchair Tennis Tour (10.-14. Juli 2024)
Sieben Länder teilten sich die Siege
in den sechs Wettbewerben
Seit 1988 gibt es die German Open im Rollstuhltennis, seit 2011 sind sie in
Berlin zu Hause, wo sie jährlich alternierend bei den Zehlendorfer Wespen und
beim zehn Kilometer entfernten BTTC Grün-Weiss im grünen Südwesten in
Lichterfelde-Ost ausgetragen werden. Seit 2023 trägt das wichtigste deutsche
Turnier als Beate Loddenkemper-Trophy den Namen der 2022 verstorbenen
Medizinerin, die seit 1960 Mitglied der Wespen war, sich jahrzehntelang um
Rollstuhltennis verdient machte und fast zehn Jahre lang Turnierdirektorin des
Zehlendorfer Vereins bei den Open war. Diesmal fand das Top-Event auf der
Wohlfühl-Anlage beim BTTC Grün-Weiss statt, die abermals trotz wechselnder
Wetterbedingungen – mal war es warm und trocken, mal kühler und nass –
rundum eine Atmosphäre bot, die auch bei meteorologischen Zwängen, die die
sportlichen Aktivitäten einen Tag lang in die Halle zwangen, gar keine Luft für
schlechte Laune, Missmut oder große Zwangspausen ließ.
ls Bestandteil der UNIQLO Wheelchair Tennis Tour sind
die German Open ein Event der ITF (International Ten-
A nis Federation) Grade 2 und nach den Rollstuhltennis-
Wettbewerben der vier Grand Slams, die Part der „Fußgänger“
(Rolli-Bezeichnung für die nichtbehinderten Aktiven)-High-
lights der Swiatek, Sabalenko, Gauff, Sinner, Djokovic, Nadal
und Zverev sind, zweitwichtigste internationale Serie der Roll-
stuhl-Athleten. Mitte Juli fanden die German Open zum 34. Mal
statt, wie in den vergangenen Jahren in etwa zeitlich parallel
mit dem Wheelchair-Event beim Grand Slam-Turnier in Wim-
bledon. Dort waren beim erstmals mit einer Million Pfund do-
tierten Rolli-Wettbewerb je 16 Teilnehmer in den Einzeln (D/H)
und acht Doppel am Start. Die Sieger in den „Fußgänger“-
Einzeln kassierten je 3,2 Millionen €, ein Erstrunden-Verlierer
noch 71.000,– €. Bei den Rollis wurden die Einzel-Gewinner mit Die German Open boten für ihre fünf Wettbewerbe (Einzel
77.000,– € und das beste Doppel mit 33.000,– € „abgefunden“. D/H, Doppel, Quad Einzel/Doppel) insgesamt 22.000 $ Preis-
Verglichen mit früheren Zeiten ist das immer noch ein ziem- geld. Damen-Einzelsiegerin Saki Takamuro (Japan) erhielt für
licher Fortschritt, doch im Alltag der den Grand Slam-Turnieren ihr finales 4:6, 6:2, 6:3 gegen die Französin Pauline Deroule-
nachgeordneten Serien und Events klafft die Schere noch viel de 1.050 $, Männer-Gewinner Sergei Lysov (Israel) fürs 6:0, 6:2
deutlicher auseinander. gegen Gaetan Menguy (Frankreich) 1.418 $. Deutschland war
in den genannten fünf Hauptkonkurrenzen mit fünf Akteu-
ren vertreten: Katharina Krüger (Zehlendorfer Wespen) und
Britta Wend (Bielefeld) im Einzel und gemeinsam im Doppel,
Anthony Dittmar (Göttingen) im Herren-Einzel und Maximi-
lian Laudan (Zehlendorfer Wespen/GW Baumschulenweg) bei
den Quads (Spieler mit eingeschränkter motorischer Arm- und
Handfunktion). Prominentester Teil dieses Quintetts war die
34-jährige Krüger, quasi ein Open-„Urgestein“, da sie bereits
2001 ihre Turnier-Premiere gefeiert hat und schon fünfmal in
der Siegerliste ganz oben stand (2011, 2013, 2014, 2016, 2018).
Inzwischen ist sie eine komplett ausgebildete Rehabilitations-
pädagogin, bei der Deutschen Rentenversicherung angestellt
und quasi Teilzeit-Tennisprofessional. Viermal schon hat sie an
Paralympics teilgenommen – 2008, 2012, 2016 und 2021 -, für
ihren fünften Auftritt im Spätsommer 2024 wurde sie Mitte Juli
vom Deutschen Olympischen Sportbund nominiert. Die Ger-
man Open daheim waren auf dem Weg dorthin ein wichtiger Fotos: Claudio Gärtner-tennisphoto.de
Formtest und unterstrichen, dass manches noch verbessert
werden kann, aber bis dato mit Sicherheit auch vieles richtig
gemacht wurde.
20 matchball | 03 – 2024