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INTERNATIONAL
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        Shooting-Star Coco Gauff kommt ins Halbfinale       Auch Maria Sakkari erreicht die Vorschlussrunde

        rangliste das Teilnehmerfeld an. Für die Afrika-  Neben Ons Jabeur, der an zwei gesetzten Grie-  stoppt. Zunächst hatte Gauff bis zum 3:0 den
        nerin war es das erste Mal überhaupt, dass sie   chin  Maria  Sakkari  und  Belinda  Bencic  stand   besseren Start, Jabeur kam jedoch immer bes-
        auf Rang eins der Setzliste eines Turniers stand.  auch die erst 18jährige US-Amerikanerin Co-  ser ins Spiel und glich zum 3:3 aus. Im Tie-Break
                                           co Gauff im Halbfinale. Ihr gelang es, die vor-  ging die Tunesierin mit 6:4 in Führung und hol-
        Spannende Spiele, kurzes Finale    jährige  Wimbledonfinalistin Karolina Pliskova   te sich den Satz mit einem Ass. Im zweiten
        Dabei richtete sich in der Qualifikation zu-  (WTA 7) aus  Tschechien in einer sehenswer-  Durchgang gelang Jabeur dank eines Netzrol-
        nächst  das Hauptaugenmerk auf  das Come-  ten Partie mit 7:5, 6:4 aus dem Wettbewerb zu   lers gleich ein Break zum 2:0. Unter dem frene-
        back von „Rot-Weiß“-Eigengewächs und Wim-  werfen. Dabei bestach der Teenager durch sein   tischen Jubel ihrer tunesischen Fans ging der
        bledonfinalistin von 2013 Sabine Lisicki. Nach   cleveres und für das Alter schon sehr varian-  zweite Satz schließlich mit 6:2 an Jabeur. „Es
        rund  eineinhalb Jahren  verletzungsbeding-  tenreiches Spiel. Im Halbfinale wurde der Hö-  war für mich sehr schwer, Coco zu schlagen. Es
        ter Wettkampfpause setzte sich die mit einer   henflug  von  Gauff dann von Ons  Jabeur ge-  war für beide ein großes Match“, sagte sie. Im
        Wildcard ausgestattete Berlinerin in der ers-
        ten Qualifikationsrunde vor gut gefüllten Rän-
        gen gegen die US-Amerikanerin Asia Muham-  Jule Niemeier:
        med (WTA 155) mit 6:4, 6:4 durch. Mit Tränen   „Ich bin erst am Anfang meiner Karriere“
        in den Augen sagte die 32jährige: „Die Emotio-
        nen waren einfach zu groß. Aber Rasen ist für   Mit ihrem ersten Turniersieg auf der WTA-Tour beim Challenger-Turnier im kroatischen Makarska reiste Ju-
        mich wie zuhause“. Am zweiten Qualifikations-  le Niemeier in Berlin an  Zwar schied sie dann wie schon im Vorjahr beim Erstrunden-Match gegen Belinda
        tag, an dem das Turnier offiziell durch die Re-  Bencic aus der Schweiz erneut knapp in drei Sätzen frühzeitig aus  Dennoch zog die gebürtige Dortmun-
        gierende Bürgermeisterin Franziska Giffey er-  derin nach der Niederlage ein positives Fazit  „Ich habe ein sehr gutes Match auf Rasen gespielt und bin
        öffnet wurde, kam dann allerdings gegen die   mit meiner Leistung zufrieden, auch wenn es am Ende nicht ganz gereicht hat “
        vier Jahre jüngere Daria Saville aus Australien   Bereits mit drei Jahren kam sie durch ihre Mutter
        (WTA 104) trotz starker Gegenwehr im zweiten   und besonders ihre beiden Brüder mit dem Ten-
        Satz mit 0:6, 6:7 das Aus.           nisracket in Berührung. Die mittlerweile 22jährige
        Im Hauptfeld kam es bereits in Runde eins zu   Rechtshänderin, deren Vorbild Rafael Nadal ist, hat
        einer Neuauflage des  Vorjahresmatches zwi-  die Anlage des LTTC „Rot-Weiß“ in guter Erinnerung
        schen der Dortmunderin Jule Niemeier und   behalten, denn schon 2017 holte sie sich auf Sand-
        der an acht gesetzten Belinda Bencic (WTA   belag den Titel bei den Internationalen Deutschen
        17). Auch diesmal ging es über drei hart um-  Jugendmeisterschaften. Mit ihrem Trainer Christo-
        kämpfte Sätze. Am Ende hatte die Schweizerin   pher Kas, der es als ehemaliger Profi bis auf Rang
        mit 6:4, 5:7, 6:3 das bessere Ende für sich. Dafür   17 der Doppelweltrangliste schaffte, trainiert sie
        sorgte die zweite Deutsche im Hauptfeld, And-  regelmäßig zwischen den Turnieren in Regensburg.
        rea Petkovic, für einen Paukenschlag, indem sie   Außerdem gehört sie dem Porsche Talent Team an,
        die French Open-Siegerin von 2016 und Wimb-  ist in der Bundesliga für den amtierenden Deut-
        ledongewinnerin von 2017, Garbine Muguruza   schen Meister TC Bredeney aktiv und hat sich in der   Talent Jule Niemeier: Mit Wucht und Intelligenz

                                                                                        Foto: © Claudio Gärtner-tennisphoto.de
        (WTA 10), mit 7:6, 6:4 bezwang. „Ich bin über-  Weltrangliste mittlerweile auf Platz 97 vorgearbei-
        glücklich. Es war wichtig, dass ich aggressiv ge-  tet. „Mein Ziel ist es, konstant in den Top 100 zu bleiben und damit in den Hauptfeldern der großen Turniere wie den
        blieben bin. Außerdem wollte ich im Gegensatz   Grand Slams zu stehen, ohne die Qualifikation spielen zu müssen“, meint Niemeier: „Dann mal sehen, wo die wei-
        zum vergangenen Jahr gegen Azarenka heute   tere Reise hingeht. Ich bin ja erst am Anfang meiner Karriere.“
        unbedingt den Tie-Break gewinnen und noch   Zu ihren Stärken zählt sie den Aufschlag, die wuchtige Vorhand und auch das Volleyspiel. Auf die Frage, was noch
        länger in Berlin bleiben“, freute sich die 34jäh-  zur absoluten Weltspitze fehlt, sagt Niemeier: „Mir fehlt noch die Konstanz bei Matches auf hohem Niveau. Gegen
        rige Petkovic. In Runde zwei schied sie dann je-  die Topspielerinnen darf man sich keine Schwächephase erlauben. Deshalb bringen mich so enge Spiele wie gegen
        doch gegen Aliaksandra Sasnovich (WTA 38)   Belinda Bencic weiter, auch wenn sie am Ende verloren gehen.“ Außerdem: „Ich habe durchaus meine Qualitäten.
        aus Belarus mit 4:6, 4:6 aus. Dabei kassierte Pet-  Deshalb traue ich es mir schon zu, gegen Topspielerinnen zu gewinnen.“
        kovic insgesamt fünf Breaks. „Leider war mein   Zu ihren größten Erfolgen zählt Niemeier neben dem kürzlichen Turniersieg in Kroatien das Erreichen der Halbfinals
        Aufschlag heute zu schwach. Irgendwie war ich   im vergangenen Jahr in Straßburg und Hamburg. Dabei gelang ihr in Hamburg ein Sieg gegen die Slowenin Tamara
        nicht so zackig auf den Beinen. Alles war etwas   Zidansek, damals Nummer 47 der Welt, und in Straßburg setzte sich Niemeier gegen die Nummer 46 der Welt, Shel-
        behäbig“, so Petkovic selbstkritisch. Ebenfalls in   by Rogers (USA), durch. Das waren bisher die am höchsten klassierten Spielerinnen, die sie auf der Tour bezwingen
        der zweiten Runde scheiterte Titelverteidigerin   konnte. „Ein Erfolg gegen eine Top-10-Spielerin ist mir leider noch nicht gelungen“, ergänzte Niemeier.
        Liudmila Samsonova mit 3:6, 7:6, 1:6 an Veroni-                                            Michael Matthess
        ka Kudermetova.

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